Handwerk und künstlerisches Gestalten als ergotherapeutisches Medium in der Psychiatrie

Ergotherapie in der Psychiatrie bietet Menschen aller Altersstufen die Möglichkeit, ihre eigenen, kreativen Potenziale (wieder) zu entdecken und durch die psychische Erkrankung verlorengegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen. Einer der vielen Möglichkeiten innerhalb der Ergotherapie ist es die Kreativität und das Handwerk als Mittel und Medium einzusetzen. Modellierarbeiten, Malerei, Flechten mit Peddigrohr, Holzarbeiten und viele weitere Handarbeiten gehören zu den möglichen handwerklich-kreativen Aktivitäten.

Handwerklich-gestalterische Therapiemittel setzen sich aus drei Elementen zusammen, Material, Werkverfahren und das Produkt (Fürhoff, 2009)[1]. Bestimmte Behandlungsmethoden werden in der Therapie bei Menschen mit verschiedensten psychischen Erkrankungen und psychosozialen Problemstellungen angewendet (Scheiber, 1996)2.

• Bei der kompetenzzentrierten Methode stehen Handlungsfähigkeiten und Fertigkeiten im Fokus. Die Teilnehmer*Innen haben die Möglichkeit, den Realitätsbezug herzustellen und die Alltagsbewältigung zu stärken. Sie werden darin unterstützt nicht erworbene oder beeinträchtigte Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlernen oder zu üben.
• Bei der ausdruckszentrierten Methode werden verschiedene kreative Therapiemittel als Ausdrucksmittel, als Mittel zur Selbstdarstellung oder als nonverbale Kommunikationsmittel verwendet. Diese Methode ist eher prozessorientiert und kann in unterschiedlichen Settings eingesetzt werden.
• Die interaktionelle Methode fördert die Kommunikations- und Kontaktfähigkeit und die sozialen Kompetenzen.
• Die wahrnehmungszentrierte Methode dient der Verbesserung der Körperwahrnehmung und Sinnesqualitäten.

Mehrere Studien zeigen diverse positive Auswirkungen auf das subjektive Wohlbefinden und den Umgang mit der Krankheit durch handwerklich-gestalterische Aktivitäten (Griffiths, 2008; Howells & Zelnik, 2009; La Cour et al., 2005)3. Handwerklich-gestalterische Aktivitäten können den Antrieb, die Motivation und das psychische Wohlbefinden von psychisch und/oder chronisch beeinträchtigten Menschen unterstützen.

Eine Studie von Mee et al. (2004)4 beschreibt Teilnehmer*Innen, die durch solche Aktivitäten ihren inneren Drang, etwas zu kreieren, befriedigen und somit ihre Selbstwirksamkeit fördern können. Die Studie von Reynolds (2000) untersucht den Einfluss von Näharbeit auf die kognitiven Fähigkeiten und zeigt Verbesserungen des Aktivitätslevels und der allgemeinen mentalen Funktionen.

Ergebnisse mehrerer Studien von La Cour et al. (2005)5  zeigen eine signifikante Steigerung der Motivation durch die Herausforderungen und die Unvorhersehbarkeit, die beim Arbeiten auftreten. Diese tragen zur Verbesserung der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bei.

Zusammenfassend können handwerklich-gestalterische Aktivitäten dabei helfen, das Bild von sich selbst, die eigene Identität, die Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl zu verändern sowie das Selbstvertrauen zu verbessern.

Lindsay SIEBENBOUR

Ergothérapeute